Kommentar – DFL: "Nicht Stöhnen sondern Handeln"

2020-03-20 09:42:20.0

 

Der Deutsche Fußball-Bund meldet sich mit einiger Verspätung zu Wort und propagiert Solidarität und Verzicht. Bundestrainer Joachim Löw spricht tief berührt. Das Nationalteam spendet 2,5 Millionen Euro, die Spieler von Borussia Mönchengladbach verzichten freiwillig auf Gehalt.

Doch das ist nur die eine Seite der Medaille. Der Profifußball in Deutschland hat ein Problem, das zeigt sich bereits nach einer Woche. Die meisten Klubs – allen voran die Großen schauen nur auf sich selbst. Bestes Beispiel der Dortmunder Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, der die Unterstützung von in notgeratenen Vereinen über einen Solidarfonds von deren „wirtschaftlichem Gebaren“ in der Vergangenheit abhängig machten möchte. Die Bayern, der Deutsche Branchen-Primus, hüllt sich zu diesem Thema in Schweigen. Gelebte Solidarität sieht anders aus.

Dabei sind die wirtschaftlichen Probleme der DFL hausgemacht. Die seit Jahren sprudelnden TV- und Sponsorenhonorare in Milliardenhöhe sowie die Spieltags- und Merchandisingeinnahmen haben bei vielen Vereinen nicht zu der notwendigen nachhaltigen Wertschöpfung geführt, auf die sie sich in einer plötzlichen Krisensituation stützen könnten.

Laut einer vom im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) in Auftrag gegebenen Studie beschäftigte die Sportwirtschaft in Deutschland beschäftigte im Jahr 2015 rund 1,2 Millionen Menschen, nur ein Bruchteil davon - nämlich nach Aussagen von DFL-Geschäftsführer Seifert rund 56.000 Menschen, sind rund um den Fußball beschäftigt.

Die Deutsche Fußball-Liga GmbH, eine 100 %ige Tochter der DFL Fußball Liga e.V. und für die Organisation und Vermarktung des deutschen Profifußballs, verantwortlich, erlöst allein durch die Vergabe der Übertragungsrechte für die Lizenzligen in Fernsehen, Hörfunk und Internet über 1,3 Mrd. Euro. Die DFL sollte damit in der Lage sein, die aufkommenden wirtschaftlichen Probleme ihrer Mitglieder aufgrund drohender Einnahmeausfälle aus eigener Kraft zu lösen und in Zusammenarbeit mit Kreditinstituten für etwaige Überbrückungskredite ihrer Mitglieder (die 36 Vereine der 1. und 2. Liga) zu bürgen.

Umfangreiche staatliche Unterstützung muss den wirklich notleidenden Unternehmen, Vereinen, Betrieben oder auch Freiberuflern aus der Sportwirtschaft vorbehalten sein.

Wie die Premier League, die reichste Fußball-Liga, damit umgehen will, hat sie gestern deutlich gemacht. Um drohende Einnahmenverlust von über 1 Milliarde Euro zu vermeiden, soll die wegen der Corona-Pandemie unterbrochene Saison unter allen Umständen zu Ende gespielt werden - „indefinitely“, also egal, wie lange es auch dauern möge. Das verkündete die Liga am Donnerstag. Damit ist die bereits von Sport-Branchenbuch ins Spiel gebrachte Verlängerung der Saison über den 30.6 hinaus eine wichtige Handlungsoption für die Premier League und zugleich ein klares Signal an die Verantwortlichen bei UEFA und FIFA.

Quelle: sport-branchenbuch.de

 


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