Anfang März zog sich Alexander Schmid, Weltmeister im Parallel-Riesenslalom beim Training in Berchtesgaden einen Riss des vorderen Kreuzbandes im linken Knie zu und musste operiert werden. Im Interview berichtet er, wie die Reha abläuft, medizinischen Hilfsmittel (u.a Knieorthese) ihn bei seiner Rehabilitation unterstützen und er sich sukzessiv auf die neue Saison vorbereitet.
Lieber Alexander, du hast dir vor rund drei Monaten dein vorderes Kreuzband im linken Knie gerissen. War dir in dem Moment klar, dass es eine langwierige Verletzung sein würde? "
Ja, das habe ich sofort gemerkt! Ich bin beim Riesenslalom-Training an einem Tor mit dem Innenski ausgerutscht und den Hang hinuntergeschlittert. Als ich aufstehen wollte, habe ich mir das Knie verdreht. Es ist sofort angeschwollen und schmerzte. Zum Glück war unser Mannschafts-Physiotherapeut beim Training dabei. Er hat sich die Verletzung direkt an der Piste angeschaut und mich anschließend von Berchtesgaden nach München zum MRT (Magnetresonanztomographie) gefahren. Die Diagnose: Riss des vorderen Kreuzbandes und des Außenmeniskus. Die Saison war für mich gelaufen - stattdessen die klare Empfehlung, so schnell wie möglich zu operieren."
Wann bist du operiert worden?
"Noch am selben Tag, nur fünf Stunden nach dem Unfall. Dr. Manuel Köhne, DSV-Mannschaftsarzt und Facharzt für Orthopädie, hat mir ein Stück meiner Quadrizepssehne aus dem linken Oberschenkel entnommen und anstelle des gerissenen vorderen Kreuzbandes eingesetzt. Dazu den Knorpel unter der Kniescheibe geglättet und den Außenminiskus zusammengenäht."
Wie ist es dir danach ergangen?
"Die Operation verlief komplikationsfrei. Als ich aus der Narkose aufgewacht bin, wusste ich, ab jetzt geht es nur noch bergauf! Natürlich ist es ärgerlich, so kurz nach meinem Weltmeister-Titel im französischen Courchevel / Méribel verletzungsbedingt auszufallen. Als Sportler ist mir bewusst, das Verletzungsrisiko ist hoch im Ski alpin. Umso wichtiger ist es, positiv nach vorne zu schauen und konzentriert an meiner Rehabilitation zu arbeiten. Das Ziel ist, alles zu geben, um schnell wieder fit für die neue Saison zu werden."
Wie wurdest du nach der Operation therapiert?
"Zwei Tage wurde ich stationär physiotherapeutisch behandelt. Am Tag meiner Entlassung aus der Orthopädischen Chirurgie München habe ich die medizinische Knieorthese M.4s comfort bekommen und den medizinischen Kompressionsstrumpf medi Rehab one. Bei der Hartrahmenorthese M.4s comfort kann der Bewegungsumfang von Beugung und Streckung manuell ohne Werkzeug eingestellt werden - dies sollte allerdings ausschließlich vom Fachpersonal vorgenommen werden. Sie gab mir ein sicheres Gefühl im Alltag und hat mich in kritischen Situationen geschützt. Der medi Rehab one hat die Therapie postoperativ sinnvoll ergänzt."
Inwiefern?
"Mein Knie war extrem geschwollen und das Gelenk durch die Operation gereizt - das Hauptziel in der Frühphase der Nachbehandlung war, dies zu reduzieren. Der kompressive Druck des medi Rehab one auf das Gewebe hat geholfen, meine Schwellung abzubauen und schneller wieder in die Beweglichkeit zu kommen. Anfangs habe ich die Therapie ein wenig schleifen lassen und zwei Tage lang den postoperativen medizinischen Kompressionsstrumpf nicht getragen, weil ich eine merkliche Verbesserung festgestellt habe. Aber sofort hatte ich wieder Flüssigkeit im Knie und es war wieder angeschwollen. Seitdem trage ich den medi Rehab one regelmäßig von morgens bis abends. Durch den besonders weichen Merino-Plüsch ist er auch angenehm zu tragen und das Haftband sorgt für optimalen Sitz am Bein."
Wann konntest du wieder mit leichtem Training starten?
"Das hat rund zwei Wochen gedauert - der Körper braucht Zeit, um sich langsam von der Operation zu erholen. Zwar ist die mechanische Stabilität des Kniegelenks durch den orthopädischen Eingriff wiederhergestellt, doch stabil in der Bewegung ist das Knie noch lange nicht. Deshalb stand in den ersten Tagen im Vordergrund, die Schwellung zu verringern und die Beweglichkeit im Kniegelenk langsam zu steigern. Ich habe mein Knie geschont und hochgelagert; auch regelmäßige Kühlung hat dazu beigetragen, die Entzündung weiter zu reduzieren. Zusätzlich habe ich jeden Tag manuelle Lymphdrainage bekommen. Idealerweise wohnt unser Mannschafts-Physiotherapeut direkt neben mir. Durch das viele Liegen baut sich leider recht schnell die Muskelmasse ab. Deshalb ist es essenziell, aktiv zu werden und die Muskelkraft wiederherzustellen ebenso wie die Beweglichkeit und Propriozeption (Tiefensensibilität). Direkt nach meiner Operation bin ich physiotherapeutisch behandelt worden und rund 14 Tage später habe ich selbst mit kleinen Mobilisationsübungen begonnen."
Wie sahen diese aus?
"Die Muskeln am Oberschenkel kurz anspannen und wieder lockern - und das mehrmals am Tag verteilt wiederholen. Ich habe auch regelmäßig das operierte linke Bein leicht an- und abgehoben. Für die Beweglichkeit der Patella (Kniescheibe) ist es wichtig, diese zu bewegen und täglich mehrmals mit Daumen und Zeigefinger vorsichtig zu verschieben. Bei Schmerzen ist Vorsicht geboten - dann lieber mit der Mobilisierung warten."
Wie sah dein Aufbauplan aus?
"Nachdem die Entzündung im Knie merklich abgeklungen war, habe ich mit Übungen im Wasser begonnen. Einfach das Knie im Schwimmbecken beugen und strecken. Als kleine Steigerung kam dann Training an Geräten, beispielsweise Beinstrecken auf der Bank in Bauchlage oder seitliches Beinheben. Ich habe auch eine passive Bewegungsschiene drei- bis viermal pro Tag je 30 Minuten benutzt. Plus ein Gerät, das die Muskeln durch einen elektrischen Impuls stimuliert. All dies, um die Beweglichkeit zu verbessern, Versteifungen zu verhindern und den Heilungsprozess zu unterstützen - mit möglichst geringer Belastung von Gelenken und Sehnen."
Wie viel Zeit investierst du täglich in deine Therapie?
"Täglich rund fünf Stunden arbeite ich aktiv an meiner Rehabilitation. Mir ist natürlich bewusst, dass mir durch meine hervorragende medizinische Betreuung sehr viele Therapie-Möglichkeiten offenstehen, die andere womöglich nicht in diesem Maße haben. Das Wichtigste ist aber, neben einer fachkundigen Betreuung, selbst aktiv zu werden und sich zu informieren. Ohne diese Selbstverantwortung verläuft die Kreuzband-Rehabilitation nur schleppend und eine Rückkehr zum Sport wäre leichtfertig - für Leistungs- wie Breitensportler:innen."
Sind du und dein Team mit deinen Fortschritten zufrieden?
"Grundsätzlich ja! Jedoch ist mein Knie zwischendurch nach stärkerer Belastung immer mal wieder warm geworden und die Entzündung aufgeflammt. Da habe ich gemerkt, dass ich mein Trainingspensum reduzieren muss, um die Heilung nicht zu verzögern. Ehrlicherweise hat es an mir genagt, die Vorgaben meines Arztes und Therapeuten nicht wie geplant umsetzen zu können. Aber es hilft, mit dem Team und meiner Familie darüber zu sprechen. Man muss akzeptieren, wenn der Körper Signale sendet, was machbar ist und was nicht. Mittlerweile gibt es keine zeitlichen Vorgaben mehr, sondern wir reden von Stadien und welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, um das nächste Stadium anzugehen. Und seitdem läuft es besser! Ich bin froh, eine optimale Betreuung und ein super Team, um mich zu haben, dass sich vollumfänglich kümmert und mich unterstützt. Und auch der Rückhalt vom Verband ist einmalig. Das fühlt sich unheimlich gut an."
Von Mai bis Ende Juni bist du auf Reha am Chiemsee. Inwiefern unterscheidet sich dein Therapie-Programm dort von den ersten zwei Monaten zu Hause?
"Der Fokus liegt auf dreierlei. Erstens die Muskelkraft zu stärken, zweitens meine koordinativen Fähigkeiten zu verbessern und drittens langsam zurück zu meinem normalen Trainingsalltag zu kommen. Ich habe beispielsweise mit Radfahren auf dem Ergometer begonnen."
Trägst du die Knieorthese M.4s comfort und den medizinischen Kompressionsstrumpf medi Rehab one aktuell noch?
"In Absprache mit meinem behandelnden Arzt und Physiotherapeuten habe ich die Knieorthese in den ersten sechs Wochen nach meiner Operation getragen. Ich hatte jederzeit ein sicheres Gefühl, dass meine empfohlene Bewegungseinschränkung eingehalten und das OP-Ergebnis nicht durch unbedachte Bewegungen gefährdet wird - auch mental gesehen war das ein großer Vorteil. Super fand ich auch, dass der Bewegungsumfang individuell eingestellt werden konnte. Nach sechs Wochen habe ich sie abgelegt, um zu lernen, mein Knie wieder zu belasten und möglichst die alte Beweglichkeit zu erreichen. Den medizinischen Kompressionsstrumpf trage ich aktuell noch."
Weshalb?
"Einerseits sensibilisiert er mich durch die Kompression für meine Verletzung, andererseits unterstützt er mich, ohne mich einzuschränken. Und er beugt Schwellungen vor - das habe ich ganz klar gemerkt! Für mich war die Kombination aus der Knieorthese M.4s comfort und dem medi Rehab one die optimale Unterstützung nach meiner Verletzung! Ich bin überzeugt, dass ich dadurch schneller zur vollen Beweglichkeit zurückkomme."
Wann denkst du, wieder auf Skiern stehen zu können? "
Optimal wären sechs Monate nach der Operation, somit Anfang September. Mein Team trainiert dann in Argentinien. Wahrscheinlich fliege ich nach und verlängere um die Zeit, die ich verpasst habe. Die Alternative wäre in Deutschland zu bleiben. Aber das entscheiden wir kurzfristig, je nachdem wie meine körperliche Verfassung aussieht."
Weshalb trainiert ihr in Argentinien?
"Das Überseetraining hat der Verband vor einigen Jahren eingeführt. In Deutschland sind wir im Sommer sehr eingeschränkt und könnten nur auf Gletschern trainieren, die leider in den letzten Jahren schneller als gedacht zurückgehen. In Argentinien ist dann Winter und es herrschen bessere Bedingungen: Von nassem über winterharten bis weichem Schnee ist in den Skigebieten alles vertreten. Dadurch können wir bei abwechslungsreichen Verhältnissen fahren und unsere Fahrweise dementsprechend trainieren ebenso wie unser Equipment testen. Weitere Vorteile: Es gibt dort Wind und viele Höhenunterschiede plus die Skigebiete punkten mit Schneesicherheit."
Realistisch gesehen: Reicht dir die verkürzte Vorbereitungszeit für die kommende Saison oder ist das ein klarer Nachteil?
"Schwierig zu sagen! Einerseits habe ich nicht den gewohnten Trainingsumfang und müsste vorsichtig mit ,Reha-Skifahren' starten -Zeitfahren wäre anfangs nicht möglich. Andererseits brauche ich kein weitläufiges Training, um Leistung zu bringen. Ich werde viel konzentrierter und motivierter ins Training hineingehen, jeden einzelnen Skitag perfekt nutzen sowie bewusster trainieren."
Hast du dir klare Ziele für die Saison 2023 / 2024 gesetzt?
"Meistens stehe ich mir selbst im Wege, wenn ich mir etwas vornehme. Umso enttäuschter bin ich dann, wenn es nicht klappt. Ich werde Schritt für Schritt an meiner Rehabilitation arbeiten. Ein Riesen-Highlight wäre, zum Saisonauftakt in Sölden Ende Oktober am Start zu sein und hoffentlich wieder angreifen zu können! Falls nicht, denke ich ganz pragmatisch: Hauptsache schmerzfrei und ich bekomme mein ,Ski-Gefühl' zurück, sodass ich wieder ans Limit und Gas geben kann."
(lifePR.de)